Man sagt ja bekanntlich, reisen bildet. Allerdings darf man auch nicht die Augen vor der Tatsache verschließen, dass die populärsten Urlaubsformen mehrheitlich Erholungsurlaube und Vergnügungsreisen sind. Wer heutzutage verreist, will zunächst einmal entspannen bzw. ausspannen. Idealerweise an Stränden oder zumindest in komfortablen Hotels umgeben von schöner Natur.
Andere Länder und Kulturen hautnah zu erleben, zu verstehen oder Einheimische kennenzulernen, das sind schon eher seltene Reisemotive, die neuerdings unter dem Begriff des Kulturtourismus zusammengefasst werden. Dabei wird Kulturtourismus häufig als Überbegriff verwendet, um die althergebrachten Begrifflichkeiten wie Bildungs- und Studienreisen etwas in den Hintergrund zu rücken. Die traditionelle Studienreise hat sich in den letzten Jahren nämlich in Form und Inhalt immer weiter ausdifferenziert, so dass die Veranstalter von Bildungsreisen letztlich lieber von Kulturreisen sprechen. Anders ausgedrückt: Die Studienreiseangebote sind reichhaltiger geworden und die Bezeichnungen für Bildungs- und Studienreisen vielfältiger. Darüber hinaus, klingt Kulturreise bedeutungsvoller als der etwas biedere Studienreisebegriff. Wenn Sie Ihre Suchbegriffe etwas erweitern, werden Sie auch unter Individualreisen mit Personal Guide fündig. Denn der Reiseleiter kennt sich mit dem Kulturangebot vor Ort besonders gut aus. Mit ihm können Sie Land und Leute abseits der ausgetretene Pfade kennenlernen.
Die gute alte Studienreise zu den Schlössern der Loire mit den endlosen Geschichtsstunden per Reiseleitervortrag war aber auch etwas in die Jahre gekommen. Deshalb suchten die bekannten Kulturreiseveranstalter nach neuen Konzepten für ihre Studien-, Kultur- und Bildungsreisen. Schließlich wollten die Anbieter dem Ruf entgegentreten, daß sich ihre Gruppenreisenden nur aus Studienräten und betagten Lehrerinnen zusammensetzen. Es mußten also neue und vor allem jüngere Kundengruppen aquiriert werden, die fremdländische Kulturen nicht nur vom Strand des Ferienclubs aus erleben, sondern diese sich auch erklären lassen wollen.
So rücken viele Kulturreiseanbieter heute die Erlebniskomponenten und den Austausch unter Gleichgesinnten stärker in den Vordergrund. Zudem wurde das Korsett der recht starren Reisearrangements bei Studienreisen etwas gelockert, um durch gesteigerte Flexibilität etwas mehr Individualität und Spannung zu ermöglichen. Beispielweise werden seit einigen Jahren von fast allen renommierten Kulturreiseveranstaltern verschiedene Kombinationsmöglichkeiten der einzelnen Reisebausteine angeboten. Mittlerweile gibt es sogar Reisen die ganz gezielt auf junge Erwachsene zwischen 30-40 Jahren zugeschnitten sind. Ebenso bietet der Reisemarkt heutzutage mehr Kulturreiseangebote für Kurzurlauber, z.B. Städtereisen, die gerne als Zweitreisen genutzt werden. Insgesamt wird auch dem Bedürfnis nach mehr Freiräumen während der Reise besser Rechnung getragen. Kulturreisende dürfen deshalb selbst entscheiden, welche Programmpunkt sie mitmachen oder wann sie sich ausklinken. Schön ist auch, wenn man eine historische Stadt mit einem Badeaufenthalt oder tollen Naturräumen verbinden kann.Wenn Sie einen professionellen Anbieter von Kulturaustausch-Programmen suchen, welches oft auch Aupair & Gastfamilien als Inhalte zählt, als Sprachtutor oder in der Freiwilligenarbeit tätig sein wollen, werden Sie bei Kulturist Angebote weltweit finden.
Vollgepackte Gruppenreisen die vierzehn oder gar einundzwanzig Tage dauern und bei denen die Reisegruppe unablässig vom Reisebetreuer bzw. Reiseleiter über die Geschichte, Staatsform und wirtschaftliche Entwicklung des Landes informiert wird, werden weniger nachgefragt. Die Reiseveranstalter müssen mit abwechslungsreichen Programmen aufwarten, denn ein hastiges Abhaken von Sehenswürdigkeiten, ein Herunterbeten von Reiseführerlatein und ein langer Marsch durch Endlosschleifen von Palästen, Museen und Kirchen gehört eindeutig zum Studienreise-Klischee von gestern. Ein ausgewiesener Spezialveranstalter für Musik, Kunst / Kultur, Theater und Literatur ist IBK Reisen. Die Bandbreite mit Programmen für mehr als 20 Länder ist enorm!
Letztlich ist aber alles, was heute so unter dem Begriff der Kulturreisen geführt wird, immernoch ein Reiseangebot abseits des Massentourismus, vielleicht sogar mehr denn je. Die Welt ist kleiner geworden bzw. zusammengerückt. Die gängigen Sehenswürdigkeiten einer Region werden auch vom Pauschaltourismus abgedeckt und finden sich z.B. unter Urlaub buchen günstig. Aber Studien- und Bildungsreisen richten sich eben an Reisende, die sich für den Hintergrund eines Landes und die Kultur interessieren. Die Menschen haben größere Reiseerfahrungen als früher und mehrheitlich schon viel von der Welt gesehen, so dass von zeitgemäßen Studienreisen verlangt wird, nicht nur an der Oberfläche eines Landes zu kratzen. Deshalb sind die Ausgestaltungsmöglichkeiten von Kultur-, Studien- und Bildungsreisen auch enorm vielfältig geworden und die Übergänge zwischen diesen Reiseformen unscharf. Denn allgemeingültige Siegel und Zertifikate gibt es für diese Reisetypen nicht. Es gibt, wie anderswo auch, Licht und Schatten bei den Kulturtourismus-Anbietern. Schon bei den Aufgaben die ein Studienreiseleiter zu tun bzw. zu übernehmen hat, gehen die Meinungen unter den Reiseveranstaltern (wie auch bei den Reisenden) auseinander. Manche Anbieter verweisen auf besonders geschulte Reiseleiter bzw. auf eine eigene Reiseleiter-Ausbildung. Andere Kulturreiseangebote legen bei der Programmausgestaltung besonderen Wert darauf, daß die Reise weitaus mehr Bereiche des Lebens einbezieht als nur Geschichte und Kunst. So wird der Nachhaltigkeitsgedanke gepflegt (Sanfter Tourismus), vorherige und spätere Kontakte unter den Mitreisenden angeregt, um die Gesamtqualität der Reise zu steigern und die Gruppenerlebnisse zu fördern. Auch über die ideale Größe einer Reisegruppe gehen die Meinungen auseinander und für einige kleinere Veranstalter ist auch der Kulturreise-Begriff nur eine neue schwammige Werbefloskel einer auf Innovationen angewiesenen Branche.
Zusammenfassend läßt sich deshalb lediglich festhalten, dass sich im Laufe der Jahre ein Trend und auch ein begrifflicher Wandel von Bildungstourismus über Studienreisen und Städtereisen zu Kulturreisen eingestellt hat. Ein Wandel, der mittlerweile von der gegenseitigen Durchdringung verschiedener Reiseangebote geprägt ist und so immer neuere Optionen und Reiseerfahrungen ermöglicht. Und selbst wenn dadurch die Einordnung von Studienreisen bzw. Kulturreisen für den Kunden erschwert wird, es wird einem erweiterten Kulturbegriff und dem gesellschaftlichen Wandel besser gerecht. Natürlich wird so die Bedeutung der klassischen Bildungsreisetraditionen im Sinne von Goethe, Baedeker und wahrscheinlich auch von Dr. Hubert Tigges eingeschränkt. Gleichzeitig werden jedoch neue Zielgruppen erschlossen, wenn subkulturelle Strömungen, Gegenwartskunst, moderne Architektur, Ökolandbau und fremdländische Esskultur mit in die Studienreisethematik einfließen. In letzter Konsequenz muß die Frage, wie gebildet der Bildungsreisende heute ist und welche Bildung er auf Reisen bevorzugt, jedoch weitgehend unbeantwortet bleiben. Bildungsreisen können schließlich nur gebucht werden, die Bildung auf Reisen nicht. Nicht ohne Hintergedanken behalten sich Veranstalter bei vielen ihrer aufgelegten Kulturreisen eine Mindestteilnehmerzahl vor, so dass die Reise mangels Nachfrage jederzeit absagt werden kann.
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